
Die Schweiz macht den Anfang: Sie will von der deutschen Regierung Geld für die Aufnahme von Studenten, die in Deutschland wegen des dort herrschenden Numerus clausus keinen Studienplatz erhalten.
Erste Gespräche zwischen den Regierungen wurden geführt. Doch besteht offensichtlich in Deutschland wenig Neigung, dem Wunsch der Nachbarn nachzukommen, schließlich studieren auch Schweizer Studenten an Deutschen Hochschulen. Die Schweiz argumentiert unterdessen, dass wesentlich mehr Studenten aus Deutschland in der Schweiz studieren würden als umgekehrt, und fordert einen finanziellen Ausgleich.
Zahl der deutschen Studenten steigt auch in Österreich kontinuierlich an
Auch in Österreich wurden schon Stimmen laut, die eine ähnliche Regelung fordern. Immerhin stieg die Zahl der deutschen Studenten in den letzten Jahren rund auf das Fünffache. Derzeit studieren in Österreich etwa 24.400 deutsche Studenten.
Grund sind die steigenden Kosten im Universitätsbereich. Sie wären geringer, wenn man für ausländische Studenten keine Leistungen erbringen müsste. Derzeit studieren in der Schweiz etwa 35.000 Ausländer. Knapp dreißig Prozent sind Deutsche.
Streit um Kostenausgleich für Studenten nicht der einzige Reibungspunkt zwischen Schweizern und Deutschen
Neben dem Streit um Schwarzgeld und Steuerhinterziehung und den Streit um den vom Züricher Flughafen über dem südwestlichen Deutschland verursachten Fluglärm, gibt es jetzt also einen weiteren Reibungspunkt zwischen Deutschland und den Eidgenossen. Die Schweiz wäre zwar ebenfalls bereit, für ihre in Deutschland studierenden Bürger und Bürgerinnen zu zahlen. Doch das ist eine weitaus geringere Anzahl, und so würde Deutschland zum Nettozahler.
Numerus-clausus-Flüchtlinge füllen die Schweizer Hörsäle
Die Schweiz beziffert die Kosten auf 40.500 Euro pro Studienplatz. Die Schweizer wollen dabei nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder, wie Frankreich und Italien, zur Kasse bitten. Erste Adresse für Zahlungsforderungen bleibe jedoch vorerst Deutschland, denn kein anderes Land „exportiere“ derart viele Studenten. Grund dafür sind die sogenannten Numerus-clausus-Flüchtlinge, also Studenten, die deutsche Zulassungsbeschränkungen umgehen wollen, indem sie sich an einer ausländischen Uni bewerben. Beliebteste Länder dafür sind die Schweiz und Österreich.
Übrigens sei den Schweizern selbst ein Kostenausgleich nicht fremd; sie haben ihn bereits zwischen den einzelnen Kantonen umgesetzt. Schweizer Politiker halten es auch für denkbar, ein Abkommen nicht mit der deutschen Bundesregierung, sondern mit einzelnen Bundesländern abzuschließen.
Indirekt „diskriminiert“ die Schweiz ohnehin schon die ausländischen Studenten. So betragen die Studiengebühren an der Universität St. Gallen für das Bachelor- und das Masterstudium für Schweizer nur 1.226 Franken pro Semester, für ausländische Studierende dagegen 2.126 Franken, also fast das Doppelte.