
In Österreich lassen sich immer mehr Deutsche zum Lehrer ausbilden. Innerhalb von vier Jahren hat sich die Zahl der Lehramtsstudenten aus der Bundesrepublik verdoppelt. Als Ursache für den rasanten Anstieg der deutschen Studenten an österreichischen Universitäten wird der Numerus Clausus vermutet.
Österreich erhält immer mehr Zuwachs von deutschen Lehramtsstudenten, insbesondere aus Bayern. Sie kommen aus dem Nachbarland, um hier ihren Abschluss zu machen. Der Vorteil österreichischer Universitäten ist offensichtlich: Der Zugang zu hiesigen Hochschulen ist frei. Anders sieht es in Deutschland aus: Hierzulande benötigen die Studenten ausreichende Noten, um für ein Fach, das durch den Numerus Clausus begrenzt ist, angenommen zu werden.
Die Zahl deutscher Studenten ist zwischen 2007/08 und 2011/12 von 191 auf 355 an den österreichischen Pädagogischen Hochschulen (PH) gestiegen. An den Universitäten hat sich die Zahl der Studenten sogar von 299 auf 673 verdoppelt. Zu einer weiteren Steigerung kam es im Wintersemester 2012/2013. Die Anzahl der Studenten wuchs zu dem Zeitpunkt auf 753. Der Gesamtanteil der Deutschen an den Lehramtsstudenten bleibt allerdings mit knapp 3% an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen auf niedrigem Niveau.
Der Nachteil am Studium im Nachbarland ist, dass der Abschluss aus Österreich nicht sofort zum Unterrichten in der Heimat berechtigt. In jedem deutschen Bundesland gelten eigene Anstellungsvoraussetzungen. So könnte es beispielsweise vorkommen, dass deutsche Studenten Kenntnisse in der „Didaktik der deutschen Sprache“ nachholen müssen, da in Österreich kein Hochdeutsch gesprochen wird.
Anerkennung des Diploms teils schwierig
Seit 2003 müssen dank einer neuen EU-Richtlinie mindestens drei Jahre dauernde Berufsausbildungen in anderen Unionsländern anerkannt werden. Als Ausgleich von Unterschieden in der Ausbildung kann allerdings ein Anpassungslehrgang von ein bis eineinhalb Jahren nötig sein. Zwar kostet das den Junglehrern Zeit, doch können sie zumindest als Vertretungslehre in Deutschland auch mit einem Abschluss aus einem anderen EU-Land arbeiten. Hierfür müssen sie lediglich einen Antrag ausfüllen.
Bestätigt der Schulleiter nach der unterrichtspraktischen Zeit, dass der Absolvent über alle Fähigkeiten eines fertigen Lehrers verfügt, kann die Ausbildung zudem auch ohne den Anpassungslehrgang anerkannt werden. Diese Anerkennung wird dann auch von den anderen Bundesländern akzeptiert.
Der große Lehrermangel in Deutschland ermöglicht den Studenten zudem, schneller eine passende Stelle zu finden. Über dienstrechtliche Hürden würden laut Ivo Brunner, Sprecher der österreichischen PH-Rektoren, die Dienstgeber schneller hinweg sehen. Die Bekämpfung des Lehrermangels stehe seiner Meinung nach klar im Vordergrund.
Doch nicht alle Studenten wollen überhaupt in ihr Heimatland zurückkehren. Untersuchungen aus den Niederlanden zeigen, dass rund 19 Prozent nach dem Abschluss im Studienland bleiben.