
Aufgrund des befürchteten Ärztemangels soll in Österreich die Ausbildung zukünftiger Mediziner reformiert werden. Vorschläge zur Gründung einer neuen Medizin-Fakultät an der Uni Linz sorgen dabei für Diskussionen.
Derzeit erfolgt die Ausbildung der Mediziner an den drei eigenständigen Medizin-Unis in Wien, Innsbruck und Graz, die insgesamt 1.500 Studienplätze für das Erstsemester anbieten. Hinzu kommt die kleine, private Medizin-Uni in Salzburg mit 50 Plätzen für Studienanfänger.
Auf der einen Seite platzen die Medizin-Unis in Österreich seit Jahren aus allen Nähten, auf der anderen Seite wird ein Ärztemangel speziell auch in Oberösterreich befürchtet. Somit scheint es durchaus Sinn zu machen, mehr Studienplätze für Mediziner zu schaffen. Die Universität Linz ist beispielsweise daran interessiert, in die Ausbildung der Mediziner einzusteigen. Allerdings sollte dies nicht an einer separaten Medizin-Uni geschehen, sondern unter dem Dach der bestehenden Universität in Linz. Dies wirft allerdings einige Fragen auf, insbesondere im Bezug auf die noch offen stehende Finanzierung. Wissenschaftsminister Töchterle will das Thema deshalb in Ruhe angehen und sämtliche offenen Fragen, auch die Frage nach der Kostenverteilung, durch eine Arbeitsgruppe prüfen lassen, die am 5. April eingerichtet werden soll.
In der Zwischenzeit hat sich der ehemalige Wissenschaftsminister Busek zu Wort gemeldet. Er hält es in einem Gespräch mit „der Standard“ für erforderlich, zunächst einmal zu klären, wie viele Mediziner Österreich denn tatsächlich brauche. Die Relation zwischen der Anzahl an Studienplätzen und dem eigentlichen Bedarf an Medizinern müsse stärker berücksichtigt werden. Er sieht die Finanzierung einer neuen Fakultät in Linz kritisch und weist darauf hin, dass bisher die klinischen Mehrkosten nicht ausreichend bedacht worden seien.
Für Busek ist keineswegs sicher, dass mit einer Medizin-Fakultät in Linz garantiert sei, dass nun mehr Mediziner in Oberösterreich auf das Land gehen würden. Angesichts der Unsicherheiten in der Gesamtfinanzierung einer solchen Einrichtung macht er einen anderen Vorschlag: Die Uni Linz soll sich nicht um die Ausbildung der Mediziner kümmern, sondern stattdessen eine Fakultät für Medizintechnik einrichten. Schließlich bestehe hier ein erheblicher und derzeit nicht ausreichend gedeckter Bedarf, zumal die dort erlernten Fähigkeiten, vor allem im Hinblick auf Ordinationen und Operationssäle, immer wichtiger werden. Ohnehin denken die Linzer daran, die Mechatronik einzustellen – da wäre doch die Medizintechnik ein guter Ersatz!