
Viele Kinder sind faul oder haben anderweitig Schwierigkeiten in der Schule, das könnte sich ändern, so Neurobiologe Gerald Hüther. Er möchte die Lehrer besser ausbilden und dazu den Masterlehrgang „Potenzialentfaltungscoach“ einführen.
Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther will die Lehrerausbildung reformieren. Nach seinen Erkenntnissen entscheiden nicht die Gene bei den Kindern, ob sie intelligent, dumm oder faul würden, jedes Kind sei im Grunde hochbegabt. Die Lehrer müssten nur diese Begabungen erkennen und die Talente wecken. Das möchte er mit seinem Vorschlag, den Masterlehrgang „Potenzialentfaltungscoach“ einzuführen, erreichen. Der Lehrgang wurde nun an den Pädagogischen Hochschulen in Österreich angeboten.
Nicht jeder eignet sich zum Lehrer. Nach Hüther ist derjenige nicht geeignet, der den Kindern nur etwas beibringen wolle. Stattdessen seien jene die besseren Lehrer, die gerne Kinder motivieren und sie stärken. Hüther möchte die heutigen Erkenntnisse der Hirnforschung in die Ausbildung der Lehrer einbringen. Demnach gibt es einen großen Überschuss an Vernetzungsoptionen im Gehirn, der nur bedient werden müsse, meistens aber nicht annähernd ausgeschöpft wird.
Wie Andreas Schnider, der den Entwicklungsrat für die neue Lehrerausbildung in Österreich leitet, betont, wird der Schwerpunkt auf Lernen und Hirnforschung gelegt werden. Hüther ist einer der Wissenschaftler, dessen Expertise zur Entwicklung neuer Weiterbildungsangebote für Lehrer herangezogen wird. Ob der Masterlehrgang „Potenzialentfaltungscoach“, wie in Deutschland schon 2013 eingeführt werden wird, könne man noch nicht sagen. Schnider will der weiteren Entwicklung nicht vorgreifen.
Hüther jedenfalls fordert ein Umdenken. Denn alle Kinder werden mit denselben Talenten wie Neugier, Gestaltungslust und Offenheit geboren. Nur unter den fachgemäßen Voraussetzungen könnten sich diese dann auch entwickeln. Er sieht den Lehrer daher als eine Art Schatzsucher, der mit dem Kind in Kontakt tritt und herauszufinden versucht, was das Kind kann und braucht und wofür sein Herz schlägt. Weiter schlägt er vor, auf Aufnahmetests für Lehrer zu verzichten, stattdessen fordert er ein Probejahr vor der Ausbildung, etwa als Hilfskraft an einer Schule, um die Eignung der angehenden Lehrer zu testen. Ein Lehrer müsse eine bunt gemischte Klasse zu einem Leistungsteam umformen können, denn die Kenntnisse, die sich Kinder wechselseitig aneignen, bleiben besser im Gedächtnis haften.