Test zeigt Aufholbedarf im Bologna-Prozess

Europa Die Bologna-Reform soll gleiche Studienbedingungen in ganz Europa gewährleisten. Österreich ist mit der Umsetzung noch nicht so weit. Foto: Gerd Altmann/ pixelio.de ➧

Der Bologna-Prozess geht in Österreich nur langsam voran. In vielen Bereichen muss das Land aufholen.

In Österreich geht der Bologna-Prozess nur schleppend voran. Während sich andere Universitäten in der EU schon längst mit der Umstellung auf Bachelor und Master eingestellt haben, ist Österreich davon noch weit entfernt. Das Land hat einen dringenden Aufholbedarf im Bologna-Prozess. Diverse Probleme sollen nun behoben werden.

Im Jahr 1999 haben 29 Länder in der Bologna-Erklärung die Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraums bis 2010 beschlossen. Auch Österreich hatte dieser Erklärung zugestimmt. Allerdings haben viele Bologna-Länder auch im Jahr 2012, darunter Österreich, bei der Umsetzung der zehn Ziele ihre Probleme.

Test zur Umsetzungen zeigte Mängel auf

 Dieses Ergebnis wurde im zweiten „Bologna Process Implementation Report“ deutlich, welcher auf der Bologna-Konferenz in Bukarest veröffentlicht wurde. In dem Test wurden die Ziele der Bologna-Erklärung mit einem Ampelsystem bewertet. Eines von ihnen ist zum Beispiel die Einführung des neues Studiensystems mit Bachelor-/Master/PhD-Abschluss oder das European Credit Transfer System (ECTS) zur Bewertung von Studienleistungen.

So hatte Österreich bei der „Zeugnisvergabe“ im Jahr 2009 in sieben der zehn Kategorien „grünes Licht“ erhalten. In diesem Jahr allerdings kann es sich nur mit geringem Ruhm schmücken. Die Ergebnisse des Tests sind wesentlich schlechter ausgefallen als im Jahr 2009.

Bei der Umsetzung des Bologna-Systems mit Bachelor/Master/PhD gibt es lediglich „orange“ für das Land. Demnach sind nur zwischen 25 und 49 Prozent aller Studenten im dreigliedrigen System. Auch bei der Umsetzung des ECTS-Systems landet Österreich, mit einem Stand bei 50 Prozent, nur im orangenen Bereich.

Österreich muss auch den nationalen Qualifikationsrahmen verbessern, mit dem die nationalen Bildungs- und Ausbildungssysteme leichter miteinander vergleichbar gemacht werden sollen. Auch bei der Anerkennung von informellem Lernen gibt es nur eine „gelbe Ampel“. Österreich gehört demnach zu einer Vielzahl der Länder im „gelben Bereich“.

In einigen Bereichen schneidet Österreich gut ab

Allerdings kann sich Österreich bei der Durchlässigkeit vom Bachelor zum Master bzw. vom Master zum PhD, wonach in weniger als 25 Prozent der Fälle zusätzliche Qualifikationen für den Übergang nötig sind, sehen lassen. Gut umgesetzt hat das Land auch das Diploma Supplement, mit dem der abgeschlossene Studiengang detailliert erläutert wird. Hierfür bekommt Österreich „hellgrün“. Zudem zeigt der Bericht, dass die externe Qualitätssicherung in Österreich Vorbildcharakter hat.

Der österreichische Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Karlheinz Töchterle bewertete Bologna als Harmonisierung der europäischen Hochschulen prinzipiell positiv. Gleichzeitig sei es ein „sehr aufwendiges, sehr ambitioniertes und sehr schwieriges Unterfangen“, das unweigerlich mit der Gefahr des Scheiterns verbunden sei. Er ist der Auffassung, dass Österreich bei der Umsetzung bereits weit gekommen ist.

Als „österreichisches Problem“ bezeichnete Töchterle, dass die Akzeptanz des Bachelor als akademischer Abschluss „noch steigerbar“ sei, so Die Presse. Die Regierung habe beim Bachelor jedoch ihre „Hausaufgaben“ erledigt. Er verwies darauf, dass den Bachelor-Absolventen alle Akademiker-Funktionen bis zur Sektionsleitung im öffentlichen Dienst offenstehen.